Nach vielen Jahren erfolgreichen Ausrichtens des Volkstrauertages durch den Bürgerverein Heerdt e. V. hat 2022 der Bürgerverein Düsseldorf-Lörick e. V. mit Unterstützung der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Düsseldorf-Lörick 1869 e. V. die Ausrichtung übernommen.

Die Rede zum Volkstrauertag (13.11.2022) wurde gehalten von Philipp Jung, DPSG Stamm Lörick:
 

Sehr geehrte Anwesende,

der Volkstrauertag ist bald 100 Jahre alt.

Er wurde am 01. März 1925 erstmals auf Initiative des Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge begangen. Aufgrund der weltweiten Konflikte und insbesondere aufgrund des seit dem 24. Februar wütenden Krieges in der Ukraine ist es umso wichtiger das wir diesen Tag weiter aktiv begehen und aller Kriegsopfer gedenken.

Der Volkstrauertag ist aber nicht nur ein Gedenktag für die Kriegsopfer vergangener Kriege, sondern setzt auch ein starkes und wichtiges Symbol für Frieden und Versöhnung.

 

Im letzten Jahrhundert gab es zwei Weltkriege mit unzähligen Toten und Verletzten.

Als erstes denkt man sicherlich an die vielen gefallenen Soldaten der Kriegsparteien und ich bin mir sicher das fast jede und jeder der hier Anwesenden aus ihrer oder seiner Familie eine traurige Geschichte dazu beitragen kann.

Fragt man ehemalige Soldaten nach der Zeit im Krieg, so bekommt man oft keine Antwort. Viele können und wollen über das Erlebte nicht sprechen. Die Grausamkeiten sind für Menschen, die nicht im Krieg gewesen sind, oftmals nicht vorstellbar und kaum verkraftbar.

Wie schlimm und grausam muss dies erst für die Soldaten gewesen sein?

Das Buch „Im Westen Nichts Neues“ von Erich Maria Remarque schildert sehr eindrucksvoll die Schrecken des Ersten Weltkrieges aus Sicht eines jungen Soldaten.

Ich selbst habe mit mehreren Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg sprechen können. Zwei davon waren meine Großväter. Die Geschichten über den Krieg und auch oft der anschließenden Kriegsgefangenschaft, haben auf sehr erschreckende Art und Weise deutlich gemacht, dass der Krieg nur Opfer und Verlierer kennt. Keiner dieser Männer hat die Kriegszeit oder Gefangenschaft glorifiziert, es war vielmehr bei allen die schlimmste Zeit Ihres Lebens.

 

Wir gedenken heute aber neben den gefallenen Soldaten auch aller anderen Kriegsopfer.

Wie wir aktuell anhand des Krieges in der Ukraine sehen, sind es vor allem ältere Menschen und ganz besonders Frauen und Kinder, die unter einem Krieg leiden. Ihnen wird unmittelbar Gewalt angetan, sie werden vergewaltigt, müssen hungern und sofern sie fliehen können, verlassen sie in vollkommener Ungewissheit Ihre Heimat und begeben sich unter meist unmenschlichen Strapazen auf die Flucht.

Welche abscheulichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein Krieg hervorrufen kann, hat der Holocaust während des 2. Weltkrieges gezeigt. Die Verfolgung und systematische Vernichtung von über 6 Millionen Juden in Europa und vieler weiterer Minderheiten ist das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte und bedarf keiner weiteren Worte.

 

Wir gedenken daher heute auch ausdrücklich aller Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes.

 

Zwar sind viele der Zeitzeugen, die einen der beiden Kriege erlebt haben, mittlerweile verstorben, aber es ist jetzt unsere Pflicht das niemals vergessen wird, welche Verbrechen und Greueltaten in den Weltkriegen und vor allem während der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten begangen worden sind.

 

Auch der Gründer der Pfadfinder, der mittlerweile größten Jugendbewegung der Welt, Sir Lord Robert Baden-Powell, hat als britischer Kavallerie-Offizier mehrere Kriege in verschiedenen Ländern erlebt. Obwohl er seine militärische Karriere im Range eines Generalleutnants beendete, hatte er ebenfalls die Einsicht, dass Kriege nur Verlierer kennen. In seinem 1908 erschienen Buch „Scouting for Boys“ schreibt er folgende auch heute noch nachahmenswerte Zeilen:

 „Wenn wir mit unseren Nachbarn in fremden Ländern und Übersee Freundschaft schließen und wenn sie unsere Freundschaft erwidern, so werden wir nicht das Verlangen haben, gegen sie zu kämpfen. Das ist bei weitem die beste Methode, um künftige Kriege zu verhindern und einen dauerhaften Frieden zu sichern.

 

Die Welt wird aktuell von Kriegen geplagt und wie zuletzt in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts findet seit Februar ein Krieg wieder mitten in Europa statt.

 

Es ist daher unsere Pflicht uns jeden Tag aufs Neue für den Frieden einzusetzen und hier ist ausnahmsweise mal auch eine kriegerische Wortwahl erlaubt.

Wir müssen für den Frieden kämpfen!

 

Wir müssen für den Frieden kämpfen!

Auf der Welt, in Europa und ganz konkret in unserem persönlichen Umfeld hier im linksrheinischen Düsseldorf.

 

Helfen Sie selbst und mit Ihren Vereinen mit, dass in unserer Gesellschaft kein Platz für Gewalt, Hass und Vorurteile ist. Dies sind wir den Gefallenen und allen Kriegsopfern schuldig.

Lassen Sie uns gemeinsam versuchen die Welt ein bisschen besser und friedvoller zu machen, als wir sie vorgefunden haben. Vielen Dank!